Im Gespräch mit… Hans-Joachim Molka, Geschäftsführer der ROEMHELD Gruppe und Dieselkuratoriumsmitglied
Die ROEMHELD Gruppe zählt weltweit zu den Marktführern für produktive Lösungen in der industriellen Fertigungstechnik, Montagetechnik, Spanntechnik und Antriebstechnik. Sie sind nun schon fast 25 Jahre bei der ROMEMHELD Gruppe. Zusammen mit den Zur Roemheld Gruppe gehören auch die Spanntechnik-Spezialisten HILMA und STARK.
Zuvor waren Sie als technischer und kommerzieller Leiter bei der Huppert Engineering GmbH & Co. KG tätig. Als Geschäftsführer arbeiten Sie täglich an der Entwicklung von Innovationen und der technischen Weiterentwicklung Ihres Produktportfolios. Inwieweit beeinflusst die fortschreitende Digitalisierung die Produktentwicklung bei ROEMHELD und was sind die gravierendsten Veränderungen der letzten Jahre?
Die Spanntechnik ist integraler Bestandteil des Produktionsprozesses. Das bedeutet, mit fortschreitender Digitalisierung der Produktion (Industrie 4.0) ist es unerlässlich, die eingesetzten Spannkomponenten zu digitalisieren. Hierdurch ergeben sich neue Möglichkeiten, Geschäftsmodelle anders zu gestalten.
Jedes neu zu entwickelnde Element wird auf die Integration von Sensorik geprüft. Das Know-How der Produktentwickler beinhaltet heute neben den mechanischen Fähigkeiten auch das Elektronikwissen und das Verständnis für Datendesign. So wird ROEMHELD in Zukunft auch Dienstleistungen wie Simulationen von Spannprozessen und neue Betreibermodellen zum Nutzen der Kunden anbieten. Auch wird Software in Zukunft das Angebot der ROEMHELD Gruppe erweitern. Mittlerweile entstehen immer mehr interdisziplinäre Studiengänge wie Wirtschaftsinformatik oder Wirtschaftsingenieurwesen. Einige Fachbereiche in Unternehmen werden auch immer mehr fachübergreifend.
Wie wichtig ist für Sie die Vernetzung von verschiedenen „Disziplinen“ wie beispielsweise Ingenieurwesen und Wirtschaftswissenschaften am Arbeitsplatz? Und wie lässt sich diese bestmöglich vorantreiben?
Wir alle wissen, wie wichtig es ist, eine technische Innovation auch wirtschaftlich und erschwinglich zu machen, um sie zum Erfolg zu bringen. Eine interdisziplinäre Vernetzung technischer und wirtschaftlicher Bereiche erhöht die Erfolgsquote. In der ROEMHELD Gruppe haben wir begonnen, interdisziplinäre Teams zu bilden, die die Möglichkeit bekommen, mit einem Budget und einem Zeitkontingent neue Geschäftsmodelle in Start-Up Atmosphäre zu entwickeln.Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet. Zur nachhaltigen, späteren Vernetzung des Start-Ups und dessen Ergebnisse in die bestehende Organisation bedarf einer sehr einfühlsamen Kommunikation, die nicht zu unterschätzen ist.
Die ROEMHELD Gruppe beschäftigt weltweit etwa 560 Mitarbeiter. Digitalisierung und Agilität sind derzeit in aller Munde und der deutsche Mittelstand treibt diese Themen sehr stark voran. Was verstehen Sie unter dem Begriff der „digitalen Agilität“ und wie lassen sich digitale Prozessabläufe in Ihrer Branche agiler gestalten?
Die Agilität charakterisiert Lebendigkeit. Diese ist erforderlich, um den sich ständig wandelnden Marktbedingungen zu begegnen. Kommt der zweite Begriff „digital“ dazu, dann beschleunigt sich die Veränderungsbereitschaft. Alles, was wir digital erledigen können, geht blitzschnell. So sind es auch häufig die digitalen Prozesse im Unternehmen, die sich den immer neuen Möglichkeiten anpassen müssen. Hierbei darf nicht versäumt werden, die Mitarbeiter mitzunehmen. Ein wesentlicher Faktor ist ein gesunder Altersdurchschnitt in den Teams. Deshalb setzen wir auf duale Studenten, die schon während des Studiums das Unternehmens-Know-how mit ihrer jugendlichen Agilität verbinden können und die Teams damit tatkräftig unterstützen.
Die Dieselmedaille macht seit 1953 die unternehmerische Leistung einzelner Persönlichkeiten und damit auch die gesellschaftliche Leistung von Technik sichtbar. Was sind Ihrer Meinung nach, die bedeutsamsten Leistungen der Dieselmedaille?
Die Dieselmedaille ist Auszeichnung und Ansporn zugleich. Das Sichtbarmachen dieser Innovationsleitungen der Vergangenheit macht Lust auf neue Innovationen. Dadurch, dass sich die Verleihung der Dieselmedaille in den Kategorien nachhaltigste Innovationsleistung, erfolgreichste Innovationsleistung, beste Innovationsförderung und beste Medienkommunikation bewegt, ist ein gesamtes Ökosystem geschaffen, welches die Wahrnehmung für Technologie und Innovation in der Öffentlichkeit immer präsenter werden lässt. An der Tradition festhalten und sich agil weiterentwickeln, das zeichnet unter anderem das Diesel-Kuratorium mit seiner breit angelegten Expertise aus.
Das Dieselkuratorium wählt die Preisträger der Dieselmedaille in verschiedenen Kategorien. Im Jahr 2021 wird erstmals auch die Dieselmedaille für die beste Zukunftsidee verliehen, die sich an Deutschlands High-Potentials richtet und aktuelle Ideen von talentierten Nachwuchskräften auszeichnet. Wie wichtig ist für Sie die Einbeziehung von jungen, aufstrebenden Absolventen in wichtige Arbeitsprozesse und wie viel kreativen Freiraum halten Sie hierbei für angebracht?
Mit der neuen Kategorie „Beste Zukunftsidee“ wenden wir uns direkt an die wissenschaftlichen Nachwuchskräfte und angehende Ingenieure. Das beschreibt eine WIN-WIN Situation zwischen der Industrie und den Universitäten. Je früher die Einbindung der Absolventen geschehen kann, desto besser und effizienter ist es für beide Parteien. Jedoch ist es wichtig, das wertvolle Gut des freien, kreativen Denkens nicht zu stark zu beschneiden, indem die jungen Absolventen von vornherein zu strikt in die bestehenden Unternehmensprozesse eingebunden sind. „Gute Erfindungen benötigen immer Freiräume“.
Hans-Joachim Molka ist seit 1995 Geschäftsführer der Römheld-Gruppe. Er studierte Elektro- und Giessereitechnik und hielt zuvor diverse leitende Funktionen in der Automobilindustrie und Automobil- zulieferindustrie, sowie bei führenden Dienstleistungsunternehmen inne. Seit 2006 ist Herr Molka Vorsitzender der Fachabteilung Spannzeuge des Fachverbands Präzisionswerkzeuge (PWZ) im VDMA und seit 2009 stellvertretender Vorsitzender desselben.