Erfahrungsaustausch bei Wacker Neuson über „Die neue Rolle des CTOs“
HINTERGRUND
Die Abfrageergebnisse und Diskussionen des CTO-Frühjahrsforums 2019 ergaben klar: CTOs sehen ihre Aufgabenschwerpunkte durchwegs zukunftsorientiert. Zur Weiterführung des Themas „Die Rolle des CTOs“ trafen sich die Chief Technical Officers (CTO) führender deutscher Mittelständler zum Erfahrungsaustausch Strategie & Organisation in dem Produktionswerk von Wacker Neuson in Reichertshofen. Martin Lehner, Vorstandsvorsitzender Wacker Neuson Group, begrüßte als Gastgeber die Vorstände aus verschiedenen Industriezweigen. Gemeinsam diskutierten die Teilnehmer, wie sich die Rolle des CTO verändert und welche Herausforderungen sich in den Bereichen Forschung & Entwicklung, Digitalisierung und Innovation für Unternehmen ergeben.
Martin Lehner zeigte sich überaus zufrieden mit den Ergebnissen der CTO-Initiative und betonte: „Im Vergleich zu anderen Branchen steht zum Beispiel die Baumaschinenindustrie in Sachen Digitalisierung noch relativ am Anfang und somit ist in der neuen digitalen Welt Kooperation und Erfahrungsaustausch auf C-Level ein ganz wichtiger Punkt. Dafür hat uns die CTO-Initiative die richtige Basis geboten. Eine wesentliche Erkenntnis ist, dass die engere und kross-funktionale Zusammenarbeit sowie das Einreißen von Silodenken enorm wichtig für den zukünftigen Erfolg jedes Unternehmens ist.” Auf dem CTO-Herbstforum 2019 am 25. Oktober 2019 zu Gast beim Automationsspezialist Balluff in Neuhausen stellte Dr.-Ing. Dirk Artelt die Ergebnisse vor.
ENTWICKLUNG DER ROLLEN
Wie es um die Veränderung der vier Rollen, die ein CTO innerhalb des Unternehmens in den oben genannten Tätigkeitsfeldern einnehmen kann, steht? Die Teilnehmer kamen zu dem Schluss, dass diese sich in allen vier Tätigkeitsfeldern stark in Richtung Leader & Entrepreneur sowie Vernetzer & Innformationslotse entwickeln. Der CTO muss heute einen gesamtheitlichen Überblick behalten, Informationen aus allen Tätigkeitsfeldern sammeln, verknüpfen und übergeordnete Ziele vorgeben.
Dabei arbeitet er weniger operativ mit Methoden, als vielmehr die Rahmenbedingungen und Methoden vorzugeben und bei der Umsetzung zu unterstützen. Besonders in den Tätigkeitsfeldern F&E- und Innovations-Management nimmt der CTO zunehmend eine beratende und begleitende Rolle ein. Er fördert insbesondere die interne Kommunikation im Unternehmen, informiert über interne und externe Innovationen und unterstützt ihre Anwendung im Unternehmen.
(Abb. in Anlehnung an Mintzberg und Moskaliuk)
ENTWICKLUNG DER TÄTIGKEITSFELDER UND DES EINFLUSSES DES CTO AUF C-LEVEL
Basierend auf diesen Ergebnissen standen Fragen nach den Verschiebungen in zukünftigen Tätigkeitsfeldern sowie dem Einfluss des CTOs innerhalb des C-Levels im Fokus. Die Rollen des CTO entwickeln sich vom reinen Fachexperten zu einer Führungskraft, die das gesamte Board betrachtet. Der CTO wird sich also zukünftig mehr mit der strategischen Ausrichtung des Unternehmens, mit einem stärkeren Fokus auf den Markt und der Szenario-basierten Anpassung der Produkt- und Technologie-Roadmaps befassen müssen. Da besonders die Rolle in der Digitalisierung an Bedeutung zunimmt, gilt es hier die Einführung neuer Innovationen und Geschäftsmodelle zu unterstützen und einen gesamtheitlichen Überblick über den Status Quo im Unternehmen und dem Managementboard zu wahren.
Aus den dargestellten Erkenntnissen kristallisierten sich folgende zukünftige Aufgaben und das Selbstverständnis der CTOs heraus:
- CTO und CDO in Personalunion: Der CTO fungiert als Botschafter und Coach für die Digitalisierung und ist der oberste Datenmanager des Unternehmens. Außerdem ist er für die Koordination der end-to-end-Prozesse verantwortlich.
- Interner Vernetzer: Der CTO ist interkultureller Moderator, Schnittstellen-Manager und agiert als Organisationsentwickler und Change-Manager.
- Innovator: Der CTO nimmt die Rolle des Trendscout, Unterstützers, und für radikalere Innovationen die Rolle eines internen Investors und Risikomanagers ein. Er ist der Treiber von Open Innovation und Kooperationen.
Weitere Teilnehmer waren Markus Baldinger (PÖTTINGER Landtechnik), Markus Beukenberg (VORON Blu), Uwe Gräff (Harting), Martin Lehner (Wacker Neuson Group/Host), Thomas J. Schöpf (DEHN),
Johannes Spannagl (Dr. Wieselhuber & Partner), Michael Trutzel (Big Dutchman), Frank Wiemer (iwis motorsysteme). Die Erkenntnisse und Empfehlungen der vergangenen Erfahrungsaustausche werden jeweils in Form eines White Papers „Strategie“ & eines White Papers „Organisation“ überführt und auf dem CTO-Blog des Dieselkuratoriums veröffentlicht.
Dr. Dirk Artelt ist Mitglied der Geschäftsleitung bei der Dr. Wieselhuber & Partner GmbH und verantwortet den Bereich Innovation & New Business. Dr. Artelt hat Medizintechnik- & Wirtschafts-ingenieurwesen studiert, im Maschinenbau promoviert und arbeitete immer an der Schnittstelle zwischen Technik und Wirtschaft. Bevor er 2014 zu Dr. Wieselhuber & Partner kam, war er in verschiedene Funktionen im Mittelstand und in der Forschung tätig.